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5 Euro-Job -- kein Karnevalsscherz!


quiltissimo

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Eine Bekannte - Inhaberin eines Stoffgesch?ftes - hat neulich meinen Whole Cloth gesehen und gefragt, wie lange ich daran gequiltet h?tte. Als ich antwortete, es m?ssten gut 20 Stunden gewesen sein, strahlte sie ?bers ganze Gesicht und meinte, er w?rde ja dann garnicht so teuer sein, so 100 Euro vielleicht. Fassungslos fragte ich, wie sie darauf k?me, und die Dame meinte: "so bei 5 Euro die Stunde k?me es ja wohl hin".

Ist Euch sowas schon begegnet?

Mir ist zwar klar, dass wir Einiges an Informations- und ?berzeugungsarbeit leisten m?ssen, um eine angemessene Wertsch?tzung f?r das Longarm-Quilten zu etablieren, aber ich bin immer noch total fassungslos ?ber diesen Kommentar!

Euch allen ein sch?nes Wochenende,

Marie-Christine

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....Guten Morgen, Marie Christine!

Ja, Du hast Recht, wir m?ssen noch eine Menge Aufkl?rungsarbeit in Sachen Wertsch?tzung unserer Arbeiten an der Longarm leisten!

Und das schaffen wir nur , wenn wir alle an einem Strang ziehen! Wir - als Gruppe der Longarmer weltweit und speziell in Europa!

?bel ist, dass im Handarbeitsbereich ein Preisverfall jahrelang hingenommen wurde , so z.B. beim Verkauf in den Basaren.

Ich, zum Beispiel werde oft auch von Kunden gefragt, was sie f?r ihre Patchwork-Arbeiten nehmen k?nnten - ein schwieriges Thema! Ich antworte generell: Berechnung des Materials, der Stunden ,Einsatz von Maschinen und der pers?nliche Wert des St?cks M?SSEN multipliziert mit 2 gew?hrleistet sein. Lieber bleibe ich auf einem Teil "sitzen" , als dass ich es mit Magengrummeln abgebe!

In dem speziellen Fall von Dir, Marie-Christine, w?rde mich Deine Antwort interessieren - oder hast Du wutentbrannt den Laden verlassen?:cool:;)

Es ist nur wirklich schade, dass selbst eine vermeindliche Fachfrau wie diese Stoffgesch?ftsinhaberin solche abwertenden ?u?erungen abgibt - ich kann dar?ber nur den Kopf sch?tteln!

Aufkl?rung und Selbstbewusstein von unserer Seite ist absolut notwendig!

Ich denke, es ist ein sehr interessantes Thema und freue mich schon auf Eure Beitr?ge dazu!

Liebe Gr??e in die Welt.....

Claudia, gone quilting

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Originally posted by Stitchbee

In dem speziellen Fall von Dir, Marie-Christine, w?rde mich Deine Antwort interessieren - oder hast Du wutentbrannt den Laden verlassen?:cool:;)

Hallo Claudia, wutentbrannt den Laden zu verlassen h?tte mir nicht gen?tzt.

Ich habe ihr zun?chst erz?hlt, dass man locker ein Mehrfaches von hundert Euro ansetzen k?nne, zumal es mit Quilten ja nicht getan sei, sondern von den Materialkosten ganz abgesehen auch noch Entwurf, vorbereitende Arbeiten, Binding, waschen und sonstiges zu ber?cksichtigen sei.

Au?erdem habe ich bei ihren Einnahmen angekn?pft und mit ihr gemeinsam festgestellt, dass f?r sie ihre Handelsspanne entscheidend sei, dass sie also ihre Stoffe - ihr "Kapital" - nicht einfach verschenken k?nne.

Bei Dienstleistern und Handwerkern sei das "Kapital" jedoch das K?nnen und die Arbeitszeit, so dass diese Personengruppe nur dann wirtschaftlich arbeiten k?nne, wenn ein entsprechendes Entgelt gezahlt werde,...

und ob sie einen Handwerker kennen w?rde, der unter 35-40Euro/Std bezahlt werden w?rde. Der Groschen fiel dann endlich als sie meinte: "Nee, und daf?r gibts aber h?chstens 'ne Gesellenstunde, f?r 'ne Meisterstunde muss man schon ordentlich mehr hinlegen!"

Na also.

DANACH konnte ich ganz cool den Laden verlassen. W?tend war ich trotzdem, deshalb musste ich diese Geschichte mit Dir /Euch? teilen.

Hoffentlich komme ich morgen endlich dazu, das Binding an mein Kunstst?ck zu n?hen, dann k?nnte ich auch mal ein Foto einstellen.

Viele Gr??e,

Marie-Christine

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Guten Morgen, Marie-Christine,

als ich gestern Abend auf Deine Nachricht hier gesto?en bin, habe ich zuerst gedacht, ich bin im falschen Film.

Da ich selber mir aber noch keine ernsthaften Gedanken dar?ber gemacht hatte, wie ich Arbeiten f?r einen Wholecloth-Quilt berechnen soll, habe ich erst mal den Mund gehalten.

Jetzt habe ich eine Nacht dar?ber geschlafen und bin f?r mich zu folgendem Ergebnis gekommen:

Da ein m?-Preis f?r Wholecloth-Quilts gef?hrlich sein k?nnte (aufgrund unterschiedlicher Komplexit?t und Quiltdichte), w?rde ich hier auf Stundenbasis berechnen - und zwar sowohl f?r den Designprozess als auch f?r das eigentliche Quilten. F?r angemessen halte ich hier einen Stundenpreis von mindestens ? 80-100! Das mag jetzt vielleicht unversch?mt klingen, kommt der Wertigkeit der Leistung aber nahe.

W?rde sich die Entlohnung der Quiltdienstleistung nicht auf Wohnaccessoires, also schm?ckendes Beiwerk, beziehen, sondern es sich um eine Notwendigkeit wie die Reparatur einer defekten Heizungsanlage im Winter handeln, w?rden die Kunden vielleicht ?ber den hohen Preis schimpfen, ihn aber dennoch ohne mit der Wimper zu zucken bezahlen.

Unser gro?es Problem ist es, dass unsere Arbeit wohl nie in den Rang einer Notwendigkeit erhoben werden wird, sondern dass wir immer in den Bereich "Luxus" fallen werden. Das werden wir nicht ?ndern k?nnen. Was wir aber mit vereinten Kr?ften ?ndern m?ssen, ist die Einstellung zu unserer Kunst und die Wertsch?tzung der von uns erbrachten Leistung.

Es mag jetzt absolut arrogant klingen, aber meiner Meinung nach m?ssen wir uns aktiv vom Hobbysektor abgrenzen, um nicht st?ndig mit Lieschen M?ller verglichen zu werden, die beim Weihnachtsbasar ihre gepatchten Topflappen f?r ?3,50 verkauft.

Das ist sicherlich m?glich, setzt aber voraus, dass wir Longarm-Quilterinnen uns unseres Werts bewu?t sind und uns nicht unter diesem Wert verkaufen - eine Gefahr, die immer besteht...

Wie seht Ihr anderen diese Problematik?

Viele Gr??e und Allez Hopp aus dem Saarland,

Birgit

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Guten Morgen Marie - Christine,

Eine sehr Entt?usende antwort von eine Inhaberin von einem Stoffgesch?ft.

Mann sollte denken dass Sie besser W?ste. Deine arbeit ist ja auch (wie alle anderen Wholecloth entw?rfe ) eine special und exclusieven quilt, die niemanden anders hat, und hierf?r muss mann ja auch zahlen.

Es ist schade dass mann sich immer rechtfertigen muss.

Viele Gr??e, Jacqueline

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  • 2 weeks later...

Ein wirklich interessanes Thema.

Mir kommt es so vor, als w?rde diese Stoffladenbesitzerin ihre Arbeit nur als Ware-verkaufen sehen.

Letztendlich ist dass, was wir LA aus dem Stoffteil machen ein Veredelungsprozess. Da steckt viel dahinter.

Die Arbeit die wir uns im Vorfeld ?ber das Muster machen- die Kombination - die Ausf?hrung - und immer auch (wie bei einem T?pfer, ob der Brand gelingt): wie sieht es zu Schluss aus? Design- Tuch - Technik.

Wir sind nicht nur Handwerker (wo selbst der Geselle mit einem ordentlichen Stundenlohn abgerechnet wird) wir sind auch K?nstler. Und Kunst kommt bekanntlich von K?nnen.

Als gelernte Floristin stand vor dem gleichen Problem: Es ist nichts dabei einen Floristen-Big-Mac (5 Moosr?schen, Schleierkraut und Farn) zu binden. Aber die Idee, die man in den formal-linearen Straus einbringt, ist nicht im Blumenpreis inbegriffen. Irgendwie hab ich immer meine Idee nicht bezahlt bekommen. Die "Handschrift" war erkennbar und es kamen neue Kunden deswegen. Hier war es das Handwerk, das die Kunst m?glich machte. Aber die Kunst ist in dieser Branche nicht im Preis drin.

Im LA ist hier auch viel ?berzeugungsarbeit zu leisten. Das die Materialkosten ber?cksichtigt werden, sollte f?r jeden offensichtlich sein. Rauszuarbeiten- den Leute klarzumachen, dass es sich nicht von alleine n?ht, das im Vorfeld viel Arbeit (alleine die Ausbildung) ist, welche Arbeit, das ist wird schwierig.

Den Handwerksmeister mit seinem Lohn als Beispiel zu nehmen, ist vielleicht nicht schlecht. Aber ich denke, dann m?ssen wir aufpassen, nicht in dieser Arbeitskategorie zu landen.

Seht euch die Luxusg?ter an. Ich arbeite ja bei einer Firma, die solche Sachen herstellt. Die Kunden zahlen den Preis ohne oft nachzufragen, was es ?berhaupt kostet. Das hat mich am Weihnachtsmarkt erstmal umgehauen. Im Ladengesch?ft nicht viel anders. Die Kunden kommen, sehen, bekommen es in die Hand, bekommen Erkl?rung zum Produkt ?ber Besonderheit etc. Kunde kauft. Er kauft Modeschmuck zu einem Preis wo er zT Echtschmuck daf?r bekommt. Allerdings glitzert der nicht so sch?n :)

Das Wort, worauf wir hinarbeiten sollten ist: Brand-building. Das Longarming etwas wertvolles aus einem St?ck Tuch macht. Wir machen wertvolle Arbeit. Es ist nicht nur Zeit und Material, es ist "Herzblut" , das wir in alle Werke reinstecken.

Auch sollte man hinter seinem Werk und dem Preis stehen. Wie Claudia sagt, liebe verkaufe ich es nicht, als dass ich es unter Preis und somit unter meinem Wert hergebe.

Birgit, deinen Ansatz finde ich gut.

Da es bisher keinen Markt f?r einen Wholecloth gab und wahrscheinlich im Moment auch noch nicht existiert, kann keiner, der nicht so ein Tuch mal erarbeitet hat, den Wert angeben resp. einsch?tzen. Wir schon eher. Also, lasst euch nicht hinreisen Eure Arbeit unter Wert anzugeben.

Ich denke, w?rde ich eine Tuch nicht einsch?tzen k?nnen, w?rde ich hier nachfragen. Und mich in der Richtung auch an US Preise orientieren.

So, das war meine lange 10 cent Meinung dazu.

Liebe Gr?sse

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Originally posted by birgitquilts

Unser gro?es Problem ist es, dass unsere Arbeit wohl nie in den Rang einer Notwendigkeit erhoben werden wird, sondern dass wir immer in den Bereich "Luxus" fallen werden. Das werden wir nicht ?ndern k?nnen. Was wir aber mit vereinten Kr?ften ?ndern m?ssen, ist die Einstellung zu unserer Kunst und die Wertsch?tzung der von uns erbrachten Leistung.

Es mag jetzt absolut arrogant klingen, aber meiner Meinung nach m?ssen wir uns aktiv vom Hobbysektor abgrenzen, um nicht st?ndig mit Lieschen M?ller verglichen zu werden, die beim Weihnachtsbasar ihre gepatchten Topflappen f?r ?3,50 verkauft.

Birgit

Hallo Birgit,

dass unsere Arbeit in den Bereich Luxus f?llt im Unterschied zu Lebensnotwendigkeiten sehe ich nicht als grunds?tzliches Problem an.

Ob wir uns als Handwerksmeisterinnen oder als K?nstlerinnen, oder gar als Beides verstehen, wird subjektiv unterschiedlich ausfallen. Aber um bei dem Bild des Handwerksmeisters zu bleiben: Obwohl es Baum?rkte ohne Ende gibt und jeder, der keine zwei linken H?nde hat, sich irgendwie ein Regal zusammenschrauben kann, haben gute Tischlermeister alle H?nde voll zu tun. Sie m?ssen sich zwar ihren Ruf hart erarbeiten und ihre Kreativit?t regelm??ig unter Beweis stellen, aber das geh?rt eben auch zu ihrem Beruf.

Auf dieser Ebene kann man im Alltag zahlreiche Beispiele finden (die Haarf?rbepackung zu 3,99 aus der Drogerie und der Friseurbesuch zu 100 Euro), so dass ich in der Abgrenzung von Lieschen M?llers Topflappen keine Frage von Arroganz sehe, sondern eine Frage von unterschiedlichen Marktsegmenten.

Es gibt, wie Andrea schreibt, im Luxusartikelbereich sicherlich viele Leute die unbesehen so ziemlich jeden Preis zahlen, wenn ihnen etwas gef?llt. Es gibt aber auch sehr viele Menschen, die in ihrem Alltag eher sparsam sind, und die f?r Dinge / Dienstleistungen / Erlebnisse, die ihnen am Herzen liegen, durchaus bereit sind, den entsprechenden Preis zu zahlen.

Ich glaube, dass die Mehrheit unserer Kunden - und Kundinnen - in dieser Gruppe zu finden sein wird.

Wir sind dabei, das Fundament f?r die Wertsch?tzung unserer Arbeit zu legen - und der Arbeit der vielen Longarmerinnen, die noch kommen werden (schlie?lich m?chte APQS noch manch eine Maschine verkaufen), also kann uns eine gute Portion "offensives Selbstbewu?tsein" dabei nur behilflich sein.

In diesem Sinne uns allen ein frohes Schaffen,

Marie-Christine

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  • 4 weeks later...

Ich kann euch ja ganz gut verstehen. Ich habe fur ein paar Monate fur Kunden gearbeitet und wo ich lebe, sie haben auch ganz niedrige Preise erwartert, deshalb habe ich mich sehr schnell entschlossen, nicht mehr fur sie zu arbeiten.

So konnte ich auf menem Teil sitzen und Arbeit fur mich selber leisten.

Es war nicht einfach, nachdem ich uber $20.000 investiert hatte, aber ich habe es geschafft. Was auch immer Eure Ziel ist, ihr musst alle darauf bestehen dass ihr dementsprechend bezahlt werdet.

Ich habe gedacht, wenn ich fast umsonst arbeiten muss, weil ich es liebe, mache ich das lieber fur mich selbst.

Ich habe mehrere Male in meinem Leben erforgreich zu sein versucht, aber ich habe immer wegen Schwierigeiten aufgegeben.

Nie wieder und nicht dieses Mal.

What you do, does require high skills. Training costs that can become a significant financial factor, play a very important role in improving your skills as well.

What you need in Germany is a demand. Once these services become very popular with the consumers, you would be able to dictate the charges...

My hat is off to all of you...It looks like you are the Pioneers.

Ich wunsche Euch viel Gluck in euren Unternehmen.

Irena Bluhm

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